Aktuell: Eine logistische Leistung von Statur

Logistik und der dazugehörige Transport sind zwei Bereiche, in denen Geschwindigkeit und Effizienz jederzeit Priorität haben. „In Zeiten wie der aktuellen Corona Pandemie gilt das jedoch in besonderem Maße, da vor allem Krankenhäuser, Drogerien und Supermärkte mit Waren beliefert werden müssen. Besonders wenn Menschen hamstern, um die Verbreitung des Virus zu bremsen.“

Die aktuellen Geschehnisse tragen zu vielen neuen Erkenntnissen bei Dozenten und Studenten diverser Studiengänge bei. In der Artikelserie „Bron“ berichten Dozenten und andere Fontys-Experten was die Corona Pandemie für sie und ihren Fachbereich bedeutet.

Zu Wort kommt Pascal Swinkels, Projektmanager KennisDC Logistik. Während durch die Corona Krise stetig mehr Stilllegung stattfindet, müssen bei einigen Sektoren alle mit anpacken. „Diese Krise ist eine Bewährungsprobe dafür, wie Ketten mit solchen extremen Umständen umgehen.“

Spitzenbelastung

Nach Swinkels Meinung haben die großen Supermarktketten genügend Produkte in ihren zentralen Distributionszentren auf Vorrat. Aufgrund der unerwarteten Hamsterkäufe, sehen sie sich dennoch mit der Herausforderung konfrontiert, die Regale kontinuierlich neu aufzufüllen. „Jetzt muss alles plötzlich und innerhalb weniger Tage passieren“, so Swinkels.

Swinkels nennt es eine „großartige Leistung“, dass das Supply Chain Management diese Herausforderung so gut unter Kontrolle hat. „Um die Regale in den Supermärkten wieder aufzufüllen, werden aktuell dreimal so viele LKWs und Transportwege benötigt. Dazu kommt, dass auch viele LKW Fahrer krank sind. Dementsprechend muss nicht nur schnell, sondern auch flexibel gehandelt werden. Hierbei sieht man zum Beispiel, dass einstürzende Sektoren ihre Transportkapazitäten an die Supermärkte anbieten.“

Neuverteilung

Eine weitere plötzliche Erkenntnis ist, dass die Logistik nun auch die „Verteilung der Vorräte“ überdenken muss. „Zum Beispiel in Frankreich, wo sich in einem nordöstlichen Gebiet überdurchschnittlich viel Betroffene befinden. Dort muss mit Eile alles hingeliefert werden“, erklärt Swinkels. „Nicht nur Nahrungsmittel, sondern auch allerlei Produkte für Krankenhäuser.“

Photo by Altmann/Pixabay

Aufstocken ist momentan entsprechend an der Tagesordnung im Logistiksektor. „Und gleichzeitig müssen Vorbereitungen auf eine noch größere Spitzenbelastung getroffen werden, weil wir nicht wissen was noch alles passieren wird. Glücklicherweise hat der Sektor in den letzten Jahren große Fortschritte in der Digitalisierung gemacht, wodurch mehr Transparenz im Supply Chain Management erreicht wird. Damit meine ich, dass Unternehmen stets besser informiert sind, wo sich ihre Produkte aktuell befinden.“

Mächtiger

Für der Optimierung der logistischen Prozesse führt Swinkels zusammen mit den Studenten und Kollegen der Fontys Venlo Untersuchungen aus. „Vor allem die großen Ketten können dadurch in real-time handeln und sich geregelter neupositionieren, wodurch sie schneller und flexibler auf alle Probleme reagieren können. Ketten werden belastbarer, oder anders ausgedrückt: mächtiger. Das ist echt essenziell in Zeiten der Corona Krise.“

Allgemeine Richtlinien für solche Situationen gibt es in der Logistik nicht, weiß Swinkels. „Produktionsbetriebe sind selbst verantwortlich. Die meisten haben durchaus ein gutes Bild ihrer Prozesse und wie sie diese anpassen müssen, wenn es schief läuft.“

„Aber Katastrophen sind natürlich schwierig vorhersehbar. Der Vulkanausbruch in April 2010 in Island führte zu vermindertem Luftverkehr und somit zu einer Stagnation beim Liefern von Hightech Produkten. Damals haben Betriebe schnell allerlei alternative Routen über andere europäische Flughäfen und über Landwege bedacht.“

Lokal für lokal

Gut ausgearbeitete Drehbücher für verschiedenste Szenarien sind also die Antwort auf die Frage, wie die Logistik mit welcher Krise umzugehen hat. „Was kann passieren und welche Alternativen bestehen?“

„Eine Möglichkeit ist, mehr regional zu produzieren. Viele Unternehmen haben ihre Produktionen in weit entfernte, günstigere Niedriglohnländer verlegt, was jedoch für längere Transportwege sorgt. Und genau das ist jetzt problematisch. Es wird bereits vorgeschlagen, Mundschutzkappen wieder in den eigenen Ländern herzustellen. Lokal für lokal nennen wir das.“